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HINTER DEN KULISSEN - Zu Gast bei Bestatter Otmar Becker und Katrin Hartmann

Ein Bericht von Steffen Gerth

UNTERNEHMEN IM GESPRÄCH: Otmar Becker Bestattungen über Wetterwechsel, Hinterbliebene, die über Beerdigungskosten streiten - und welche Probleme die Coronapandemie verursachte.

Obertshausen – Vorige Woche spürten sie bei Otmar Becker Bestattungen wieder die Folgen des Wetterumschwungs. Es wurde zu schnell zu warm für viele alte Leute, die Sterbezahlen stiegen an. Auch wenn die Temperaturen plötzlich um 10 Grad und mehr abstürzen, setzt dieser krasse Wechsel ebenfalls Senioren zu sowie allen, die unter Herz-Kreislauf-Problemen leiden.

Bestattung Otmar Becker Obernburg

Wenn Katrin Hartmann und Otmar Becker von solchen Umständen reden, dann klingt zwar Routine heraus, denn der Tod ist ja ihr Geschäft. Gleichwohl wird eine wetterbedingte „Sonderkonjunktur“ nicht händereibend quittiert, beiden gelingt die Balance zwischen Unternehmertum und notwendiger Empathie. Hartmann leitet seit 2013 in der vierten Generation das Obertshausener Bestattungsunternehmen – gemeinsam mit ihrem 77 Jahre alten Vater, dem ursprünglichen Schreinermeister Otmar Becker. Ansonsten arbeiten im Büro in der Kirchstraße, im Schatten der Herz-Jesu-Kirche, noch fünf Mitarbeiter sowie zwei Aushilfen.

Katrin Hartmann hat als Kind in Särgen gespielt

Bestattungen Becker ist wie rund 3300 Unternehmen bundesweit im Bundesverband Deutscher Bestatter (BDB) organisiert. Ein Ziel eint Verband und Unternehmerin Hartmann: „Wir müssen den Tod enttabuisieren. Vor allem ältere Menschen haben Angst vor dem Sterben.“ Hartmann spricht davon, selbst offen mit dem Tod umzugehen. „Als Kind habe ich in unseren Särgen gespielt.“

Bestattungsunternehmen sind Handwerksbetriebe und Dienstleister. Man kommt mit ihnen immer erst dann in Berührung, wenn ein Nächster stirbt. Aber dann: Die Abwicklung eines Todesfalles ist ein immenser bürokratischer Vorgang, mit Abmelden bei Kranken- und Rentenversicherungen, Organisieren von Überführungen und Trauerfeiern, Bestattungsart wählen sowie Friedhofsarbeiten durchführen lassen. „Die meisten Hinterbliebenen haben mit der Organisation so viel zu tun, dass sie erst nach der Beerdigung Zeit für Trauer haben“, weiß Katrin Hartmann.

Die beste Lösung für alle: Vorsorgegespräch

Der wohl angenehmste Weg für alle ist, wenn Menschen per Vorsorgegespräch rechtzeitig festlegen, was mit ihnen nach ihrem Tod geschieht, inklusive der Kostenübernahme. „Viele wollen ihren Kindern keine Arbeit auflasten“, sagt Hartmann. Denn wenn sie mit Hinterbliebenen spricht, erlebt sie alle Facetten. Sie kennt die Geschäftsmäßigen, die alle Prozesse zügig abarbeiten wollen. Sie spricht von Verzweifelten, die vor ihr in Tränen ausbrechen. Und sie erlebt Familienmitglieder, die sich vor ihr schamlos um die Zahlungsverpflichtung für die Beerdigung streiten.

Die können es ja auch in sich haben: Bei Becker gibt es etwa eine schicke Korbtruhe mit Innensarg für 4850 Euro. Mit 1360 Euro ist der schlichte Sarg aus Pappelholz deutlich billiger. Der BDB gibt als Durchschnittspreis sowohl für eine traditionelle Sarg- als auch Urnenbestattung mit jeweils 4900 Euro an. Von Sterbegeldversicherungen hält Katrin Hartmann wenig, weil die Abwicklung meist kompliziert sei. Das Unternehmen Ergo mache eine Ausnahme.

Coronapandemie war keine „Sonderkonjunktur“ für Bestatter

Zwischen 200 und 300 Beerdigungen wickelt Becker im Jahr ab. Zu 85 Prozent sind es Feuer-, der Rest Erdbestattungen. Erstaunlicherweise sorgte die Coronapandemie für keine „Sonderkonjunktur“, das deckt sich auch mit bundesweiten Zahlen: Laut Statistikportal Statista gab es 2020 genau 985 572 Sterbefälle, ein Jahr später wurden 1 021 687 gezählt, 2022 waren es 1 066 361 (Rekord) und im vorigen Jahr 1 020 907.

Das intensivste Jahr bei Becker war 2019 mit 303 Sterbefällen, sagt der „Seniorchef“. „Während der Coronazeit dagegen hatten wir nicht mehr Sterbefälle, dafür mehr Aufwand, weil die Hygienevorschriften so streng waren.“

Katrin Hartmann und Mitarbeiter sind empathische Dienstleistungsprofis, die routiniert mit dem Tod umgehen. Bis auf wenige Ausnahmen: „Immer, wenn Kinder sterben, schlucken wir“, sagt Otmar Becker.

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